Atelier Andrea Gassner Gestaltung der neuen Kernausstellung

Nach Abschluss des Umbaus arbeiten die Museumsleitung und das Atelier Andrea Gassner nun intensiv an der Ausgestaltung der neuen Kernausstellung. Das szenografische Grundlagenkonzept entlang des inhaltlichen Konzeptes liegt seit Ende September vor.

Modell IKRK-Raum
Visualisierung Key Visual, Themenraum IKRK

Der szenografische Prozess

Das Gestaltungsteam, Atelier Andrea Gassner, führt den Prozess iterativ und in einem intensiven Dialog mit der Projektleitung. An regelmässigen Präsentationen mit dem Vorstand werden die Entwürfe und Projektetappen diskutiert und verabschiedet.  

Das Team Atelier Andrea Gassner: Andrea Gassner, Marcel Bachmann, Christopher Walser

Das szenografische Konzept

Die Kernausstellung wird entlang von vier Themenräumen umgesetzt: die Gründungsgeschichte des IKRK, Dunants koloniale Unternehmungen in Algerien, Dunants Projekte und Dunant in Heiden. Zentrales Element in jedem Raum ist, neben den Exponaten, Filmen, Audios, ein thematisches Key Visual, das einen Hauptaspekt aufgreift und die Besucher:innen auch auf einer emotionalen Ebene anspricht. 

Zum Beispiel: Dunants Zeit in Heiden

Der Themenraum Heiden geht auf Dunants Zeit in Heiden ein, wo der Vielgereiste auf wenigen Quadratmetern 18 Jahre bis zu seinem Tod 1910 als Dauerpensionär im Bezirksspital verbrachte. Neben persönlichen Objekten aus dem Nachlass Dunants werden in diesem Raum Personen einen Kurzauftritt haben, die für Dunant in Heiden «Heimat» waren. An einem Bedienungsdock wählen die Besucher:innen eine Zeitgenossin, einen Zeitgenossen Dunants aus. Die Person erscheint auf einem Screen in Grossformat und erzählt von ihren Begegnungen mit Henry Dunant. Derart wird die Persönlichkeit Dunants, seine Zeit und sein Wirken in Heiden auf leichte, unterhaltende Art zugänglich gemacht.

Visualisierung Key Visual, Heiden-Raum

Vier abgehängte, semi-transparente Stoffbahnen bilden einen quadratisch, fast geschlossenen Raum in den die Besuchenden eintreten können. Die Umwelt verschwimmt. Ebenso werden Besuchende von Aussen nur noch verschwommen wahrgenommen und, ähnlich der Videoportraits und sogar Dunant selbst, unsichtbar-sichtbar. Der «Innenraum» mit hängenden, im Sog des Besucherstroms leicht schwingenden Wänden, ist ein Symbol für Dunants Labilität und Verpuppung und ermöglicht die Interkation zwischen Betrachter und der restlichen Szenografie. Die freien Fenster weisen den Weg zurück in die Öffentlichkeit.

Konzept Szenografie, Key-Visual Heiden-Raum, Atelier Andrea Gassner 2023

Fokus Inklusion und Barrierefreiheit

Das Museum Henry Dunant setzt sich zum Ziel, möglichst vielen Menschen ein barrierefreies Erlebnis zu ermöglichen. Seit 2022 wird das Museum in seinen Bestrebungen von einem externen Inklusionsexperten unterstütz. David Herzmann, Vorstandsmitglied des Vereins «Kultur für Alle», trägt als blinde Person im Rollstuhl mit seiner Perspektive und seinem Fachwissen massgebend zur Entscheidungsfindung im Szenografieprozess und allen weiteren Themen des «barrierefreien Museums» bei. 

David Herzmann im Dialog mit Kaba Rössler
David Herzmann er-fährt die temporäre Ein-Raum-Ausstellung «Flagge zeigen»

Ein Leitsystem und Reliefdrucke von 3D-Raumplänen stellen die Orientierung von sehbehinderten Menschen im und ums Museum sicher. Um die Inhalte der Ausstellung für alle erlebbar zu machen, werden Saal- und Thementexte in einfacher Sprache gehalten, Hörversionen und Hörrundgänge in verschiedenen Sprachen erarbeitet sowie Tastobjekte zur Inhaltsvermittlung genutzt. Für hörbehinderte Personen werden Filmbeiträge in verschiedenen Sprachen untertitelt.